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Fußballiade 2015

05.06.2015

Fußball-Akademie: Auf einen Plausch mit Lutz Wagner

Referate über Spielanalyse, Sportpsychologie und Nachwuchsförderung im Fußball – wo gibt es das denn? Was sich wohl jeder kleine Junge für den Schulunterricht erträumt, wurde heute in den Bernlochner Stadtsälen Realität. Von 14 bis weit über 19 Uhr hinaus erhielten Trainer, Betreuer und Vereinsmitarbeiter in Workshops und Vorträgen Infos und Tipps zu ihrer Vereinsarbeit vor Ort aus allererster Hand.

Und wer weiß wie lange die fußballverrückten Fußballiade-Besucher in der Akademie noch gefachsimpelt hätten, wenn nicht BR-Reporter Tom Meiler einen der prominentesten Referenten rechtzeitig ausgebremst hätte: „Jetzt können Sie erst einmal Luft holen“, sagte er nach Lutz Wagners 60-minütigen Ausführungen mit einem Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich hingen die Besucher, darunter auch zahlreiche Schiedsrichter, sprichwörtlich an den Lippen des ehemaligen Bundesliga-Referees, der eigentlich gleich zu Beginn klar gestellt hatte: „Ich bin verheiratet, ich bin es gewohnt, unterbrochen zu werden.“ Wagner gelang es nicht nur auf charmante Art und Weise, die Unparteiischen in ihrem Hobby zu bestärken, er öffnete auch fachfremdem Publikum die Augen. Klaus Neuberger beispielsweise, dessen Tochter bei der SpVgg Ebing gegen den Ball tritt, erholte sich gerade in der Fußball-Akademie von der brütenden Hitze auf den Plätzen, als ihn der DFB-Schiedsrichter-Lehrwart regelrecht vom Hocker riss: „Eine unglaublich faszinierende Persönlichkeit. Ich habe für mich etliches mitgenommen und das Wesen des Schiedsrichters aus völlig neuer Perspektive betrachtet. Bei den Entscheidungen in Sekundenbruchteilen sieht man erst, was alles dahinter steckt.“



Zu den Höhepunkten der Vortragsreihe zählte sicherlich der Frank Engels, der zum Start den Weg „Von der Basis zum Weltmeister“ aufzeigte. Der Sportliche Leiter der DFB-Nachwuchsförderung unterstrich dabei bei aller Begeisterung für den Fußball auch die Wichtigkeit einer vernünftigen Ausbildung: „99,97 Prozent aller Fußballer sind Amateurfußballer. Das machen wir jedem Talent klar. Wir fragen: Glaubt ihr, dass dieses letzte kleine Grüppchen auf Euch wartet? Ganz wichtig ist deshalb auch immer eine duale Ausbildung. Die Schule ist immer genauso wichtig wie der Fußball.“ Engel stellte auch unmissverständlich klar, dass Erfolge wie der WM-Triumph der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien nur durch das Miteinander von Amateurvereinen und Profiklubs überhaupt möglich sind: „An der Ausbildung der Weltmeister waren 33 Amateurvereine und 27 Lizenzvereine beteiligt. An dieser Stelle auch einmal ein großes Dankeschön an Sie alle an der Fußballbasis.“



Abschließend durfte in den Bernlochner Stadtsälen noch eifrig debattiert werden. Unter dem Motto „Die Zukunft des Traineramtes“ nahmen sechs Experten auf der Bühne Platz und erörterten kontrovers Erwartungshaltungen und Anspruchsdenken im Amateurfußball. „Wir brauchen zwingend ein neues Wertesystem. Alles wird am Erfolg gemessen. Das Spielerische muss wieder rein, die Freizügigkeit des Sports“, forderte BFV-Cheftrainer Reinhard Klante, dem Günter Leipold (NLZ-Leiter der SpVgg Landshut) sogleich zur Seite sprang: „Der größte Fehler liegt darin, Elemente aus dem Profifußball im Amateurbereich zu kopieren. Selbst ein Fußballlaie kann ein großes Talent hervorbringen!“

Georg Hanslmeier indes sprach sich für eine bessere Honorierung der zahlreichen ehrenamtlichen Trainer aus, wenn auch zu Lasten eines höheren Mitgliedbeitrags. „Trainer sollen anständig bezahlt werden. Eine Klavierstunde kostet 30 Euro und der Fußballcoach soll das als Ehrenmann zum Nulltarif machen? Leistung muss bezahlt werden“, so der 2. Abteilungsleiter des TSV Buchbach.